Energieautark leben im Eigenheim: Nur ein Traum?

Energie wird mehr und mehr zu einem dominierenden Thema für Eigenheimbesitzer. Wo früher nur die Suche nach den günstigsten Preisen der Energieanbieter Zeit und Nerven kostete, sorgen nun zusätzlich Gesetze und Richtlinien für Kopfschmerzen bei den Hauseigentümern und -eigentümerinnen. Und dann wäre da ja noch das “kleine Problem” mit dem Klimawandel. Mehr als ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen entfällt auf Gebäude. Die einzige Lösung: Ein möglichst energiesparender und -effizienter Bau- und Lebensstil.

Die absehbare Folge: Eigenheimbesitzer kommen spätestens in ein paar Jahren nicht mehr umhin, Umbauten und Sanierungsmaßnahmen für mehr Energieeffizienz in den eigenen vier Wänden anzugehen. Warum also nicht gleich den gesamten Weg in die energetische Unabhängigkeit gehen? Und so für Energieanbieter, staatliche Vorgaben und Emissions-Shaming keinen Nerv mehr opfern.

Die finale Lösung hat einen Namen: Energieautarkes Eigenheim. Wie das gehen soll? Wir zeigen Ihnen, worauf es ankommt.

Energieautarkes Bauen: Passivhaus, Nullenergiehaus… oder was?

Energieautarkie – kommt Ihnen spanisch vor? Eigentlich ist es griechisch. „Autark“ bedeutet nämlich so viel wie „selbstständig“. Leben Sie also energieautark, sind Sie komplett unabhängig von externen Energiequellen. Sie erzeugen also selbst den gesamten Strom und jegliche Wärme, die Sie benötigen. Ein komplett energieautarkes Haus braucht damit nicht mal einen Anschluss an das externe Stromnetz.

Klingt etwas zu drastisch? Kein Problem. Es muss jedoch nicht gleich die komplette Autarkie sein. Mit ein wenig Geschick bei Bau und Umbau können Sie nämlich auch ohne Totalunabhängigkeit eine hohe Energieeffizienz für Ihr Eigenheim erreichen. Denn schon ein so genanntes Passivhaus reduziert den Energiebedarf durch eine spezielle Wärmedämmung enorm, während ein Nullenergiehaus für eine neutrale Energiebilanz sorgt. In beiden Fällen bleiben Sie aber weiterhin (zumindest teilweise) abhängig von externen Stromquellen.

Unabhängigkeit klingt gut – doch was bringt‘s?

EU und Bundesregierung haben sich bezüglich der Energieeffizienz von Häusern ambitionierte Ziele gesetzt. Seit 2021 sollen laut EU-Richtlinie alle Neubauten „Nahe-Null-Energiehäuser“ sein, also extrem energieeffiziente Gebäude, während bundesweit 2050 jedes Haus eine beinahe Klimaneutralität aufweisen soll.

Sie sehen: Der Gesetzgeber macht ernst und nimmt Eigenheimbesitzer in die Pflicht. Und das keineswegs nur bei Neubauten. Auch Altbauten sind vom neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) betroffen, wodurch viele Betroffene wohl auch hier bei Dämmung an Dach und Fassade nachbessern werden müssen. Auch für Gas- und Ölheizungen gelten künftig Beschränkungen.

Dafür, den Weg in die Energieautarkie zu gehen, sprechen darüber hinaus aber auch deutlich globalere Gründe. Energieautarke Häuser sind schließlich für viele auch so etwas wie eine direkte Kampfansage an den Klimawandel. Denn wer seinen gesamten häuslichen Strombedarf selbst aus erneuerbaren Energien deckt, reduziert Emissionen deutlich und verbessert seinen ökologischen Fußabdruck – und den seiner ganzen Familie.

Einmal umgesetzt, kann man also jeden Tag durch “Nichtstun” die Welt verbessern! Jetzt aber genug vom Idealismus – kommen wir zum Finanziellen. Wer energieautark wohnt, muss sich um Strom und Heizkosten keine Sorgen mehr machen. Denn: Sind Sie erst einmal von externen Energiequellen abgekoppelt, können Ihnen auch die Gas-, Öl-, und Strompreisschwankungen egal sein!

Übrigens: Die Einsparung der Energiekosten sollten Sie unbedingt einberechnen, wenn Sie den Mehraufwand für eine energieautarke Variante Ihres Um- oder Neubauprojektes in Betracht ziehen. Auf lange Sicht lohnt sich die Investition nämlich meist deutlich spürbar.

Energieautark (um-)bauen: In 3 Schritten zum Erfolg

Auf was es beim energieeffizienten (oder sogar autarken) Umbau ankommt, verraten wir Ihnen jetzt.

Schritt 1 zum energieunabhängigen Wohntraum: Optimale Lage finden

Das erste Thema, mit dem Sie sich beschäftigen sollten, ist die Lage Ihres zukünftigen Eigenheims. Um nämlich eine Energieautarkie zu bewerkstelligen, sind eigens erzeugte Solarwärme und -strom essentiell. Das Maximum wird herausgeholt, indem das Haus auf einem verschattungsfreien, mindestens 500 m2 großen Grundstück nach Süden steht. Zudem sollte die Dachneigung 45 Grad betragen. Schon haben Sie das perfekte Terrain für Ihre Sonnenkollektoren und Photovoltaik-Module geschaffen!

Wärmepumpen punkten im Vergleich zu klassischer Heiztechnik mit niedrigerem Verbrauch. Um Sie nutzen zu können, kommt es auf die Größe Ihres Grundstücks an. Aus Gründen der Lautstärke ist so meist ein Mindestabstand von drei Metern zum Nachbargrundstück, zu Wänden und Gehwegen Pflicht.

Sie planen den Umbau Ihres Altbaus oder sind aus bestimmten Gründen nicht in der Lage, diese perfekten Voraussetzungen fürs energieautarke Eigenheim zu schaffen? Kein Problem, versteifen Sie sich nicht zu sehr auf die totale Autarkie. Wenn Sie nicht gerade im Wald wohnen (wollen), lässt sich in fast jeder Lage eine (teilweise) Energieautarkie des Hauses erreichen.

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Schritt 2 zu mehr Energieautarkie beim Wohnen: Realistisches Stromkonzept planen

Während Windkraft eher selten genutzt wird, steht die Photovoltaikanlage bei vielen Neubauprojekten in unseren Breitengraden im Zentrum der Eigenstrom-Gewinnung. Einziges Problem: Was tun in den sonnenarmen Wintermonaten? Hier kommt der zweite Pfeiler des Stromkonzepts – die Speichertechnologie – ins Spiel.

Solarspeicher garantieren zwar die tägliche Speicherung der gesammelten Energie, die längerfristige Sommer-Winter-Aufbewahrung ist aber ein komplizierteres (und noch nicht abschließend optimiertes) Unterfangen.

Bleigel- und Lithium-Batterien sind der Status Quo, neue Möglichkeiten wie die der Elektrolyse-Technologie, die die gewonnene Solarenergie zunächst in Wasserstoff und im Winter mittels Brennstoffzellen wieder in Strom umwandelt, sind gerade im Kommen.

Trotzdem lässt sich der typische Stromverbrauch einer vierköpfigen Familie durch die Energiegewinnung einer normalen Photovoltaikanlage im Schnitt nur ungefähr zur Hälfte decken. Möglich wird eine komplette Selbstversorgung daher in der Regel erst durch die Nutzung von energiesparenden Haushaltsgeräten, deren Verbrauch durch intelligente Vernetzung minimiert wird.

Zusätzlich sollten die Geräte mit durch Solarwärme erzeugtem Warmwasser versorgt werden. Dieses Zusammenspiel ermöglicht einen energiearmen Alltag – ohne große Einschränkungen. Und das Beste: Die Energie-Unabhängigkeit wird trotzdem gewährleistet.

Schritt 3 zum energieautarken Eigenheim: Bedacht und planvoll heizen

Stichwort Solarwärme – auf ihr basiert das Heizkonzept Ihres Independent-Eigenheims. Die wird nämlich über Sonnenkollektoren erzeugt und im Wärmespeicher des Hauses gesammelt. Wichtig hierbei: Der Wärmespeicher sollte gut gedämmt im Zentrum des Hauses eingebaut werden, um die Wärme möglichst lange halten und durch den normalen Verlust immerhin die umliegenden Räume heizen zu können.

Wärmepumpen, die neben der Energie aus dem Erdreich oder dem Grundwasser (Geothermie) auch die der Luft nutzen, eignen sich als Heizung und zur Trinkwassererwärmung. Sie werden im Idealfall von der hauseigenen Photovoltaik-Anlage mit Strom versorgt.

Was kostet die energietechnische Unabhängigkeit?

Sie ahnen es schon: Die Energieautarkie hat ihren Preis. Für ein voll autarkes Eigenheim müssen Sie mit Kosten um die 450.000 Euro rechnen – und natürlich das Glück haben, die speziell erforderliche Lage gewährleisten zu können. Streben Sie lediglich eine teilweise Energie-Unabhängigkeit an, sind Sie mit 350.000 Euro gut dabei. Dementsprechende Umbaumaßnahmen am bereits bestehenden Zuhause kosten natürlich deutlich weniger, erreichen aber höchstwahrscheinlich lediglich einen Autarkiegrad von 50 bis 70 Prozent.

Die energieautarke Lebensweise lohnt sich aber: Je nach Grad der Unabhängigkeit sparen Sie nach Ihren (Um-)Baumaßnahmen 2.000 bis 4.000 Euro pro Jahr. Geld, das sonst an externe Anbieter geflossen wäre.

Außerdem bietet die Bundesrepublik eine Fülle von Fördermöglichkeiten zum nachhaltigen Neu- und Umbau. Neben länderspezifischen Förderprogrammen sorgen auch günstige KfW-Kredite und Fördergelder des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAfA) für die Entlastung Ihres Kontos.

Sie sehen: Nicht nur die Umwelt dankt Ihnen Ihre nachhaltige Investition, auch Ihr Geldbeutel freut sich – wenn auch erst nach einigen Jahren.

Alles andere als Fiktion: Nachhaltiges Wohnen ist eine echte Alternative

Auch wenn es das nachhaltige, komplett energieautarke Baukonzept noch nicht wirklich in die „Serienproduktion“ geschafft haben mag, ist es zumindest auf dem besten Weg dahin: 2020 gab es schätzungsweise bereits 150 bis 200 Exemplare dieser Energie-Enklaven in Deutschland. Teil-autarke Eigenheime haben ihren Seltenheitswert dagegen schon vor einigen Jahren verloren und „sprießen“ förmlich überall in der Republik aus den Neubau-Böden.

Doch auch wenn Sie keinen energieautarken Neubau anstreben, sondern Ihr bereits bestehendes Zuhause mit Umbau- und Sanierungsmaßnahmen selbstversorgender gestalten wollen: Die Möglichkeiten sind vielfältig – und werden durch kontinuierliche Forschung stetig besser.

Jeder Schritt, wenn er auch nur in einem teilweise energieunabhängigen Eigenheim – Stichwort Passiv-/Nullenergiehaus – führt Sie auf den richtigen Weg in die Zukunft. Wo und wie Sie anfangen können, führen wir hier genauer für Sie aus.

Wichtig: Bevor Sie direkt selbst Hand anlegen, lassen Sie unbedingt eine Machbarkeitsstudie von einem Energieexperten (zum Beispiel von der unabhängigen Verbraucherzentrale Energieberatung) durchführen!